Best of Garbicz Gazeta: Überlebenstipps

Foto: Maximiliane Wittek

Die Woche nach dem Garbicz-Festival ist vermutlich die härteste des ganzen Jahres. Nachrichten, Jobs, Wecker, Rechnungen und Dreckwäsche treffen auf unsere Serotonin-unterversorgten Gehirne und werfen uns in ein Meer voller First-World-Problems.  Kurz: Die Realität ruft. Und so überlebt ihr sie.

1: Positiv denken!

Aus dem Tal der tristen Realität winken einige Annehmlichkeiten, die man nach einer Woche Festival erst richtig zu schätzen weiß: Bett, Kissen, warmes Wasser, Kühlschrank, Heizung, Internet, Bücher, Binge-Watching, eine Toilette mit Spülung, eine Zimmertür, die man zumachen kann… Ist das nicht schön? Ja, ist es! Freu dich drüber!

2: Mach dich sauber

Hab dich lieb! Du hast deinen Körper geschunden, jetzt ist es an der Zeit, ihm zu zeigen, dass dir was an ihm liegt. Weiche dich in der Badewanne ein, schmiere dir eine Maske aus Quark und Honig aufs Gesicht und lege fürs Gesamtbild noch ein paar Gurkenscheiben auf die Augen (kein Mensch weiß was das bringt, aber es macht das Bild erst rund). Schrubbe den ganzen Dreck unter deinen Nägeln weg, benutze Zahnseide und gönne dir ein paar Streicheleinheiten mit Bodylotion.

3: Ernährung

Gönn deinem Körper ein paar Vitamine und Flüssigkeiten ohne Alkohol. Cashewnüsse, Buchweizen, Weizenkleie, Sojaprodukte und Fisch enthalten beispielsweise besonders viel Tryptophan. Aus dieser Aminosäure kann das Gehirn wieder den Glücksbotenstoff Serotonin herstellen und so die erschöpften Speicher im Handumdrehen füllen. Wer es genau und noch viel mehr wissen möchte, kann sich das großartige Buch „Partyfood 2.0“ von Tina Loosil kostenlos auf Eve-rave.net als PDF runterladen.

4: Tu dir was Gutes

Wenn du richtig krass drauf bist wäre jetzt auch ein guter Zeitpunkt um sich mal an diesem Detox-Konzept zu probieren, von dem immer alle reden. Oder Sport. Oder Meditation. Vermutlich wird dir schon klar sein, dass all diese Dinge irgendwie gut für dich wären, aber wenn du nicht sowieso zur Fraktion der Selbstoptimierer gehörst, wird sich dein Kater-Ich jetzt vermutlich nur verächtlich lachend im Bett/Schlafsack umdrehen. Das ist in Ordnung, jetzt bloß keine Selbstvorwürfe, sondern einfach weiter zum nächsten Punkt.

5: Feier die Melancholie

Es hat dich voll erwischt? Du bist nichts, du kannst nichts und du wirst auch nie wieder so etwas wie Glück fühlen? Jetzt, da wir das geklärt haben, und dir hoffentlich klar ist, dass das nicht stimmt, lehn dich zurück, mach das traurigste Album an, das du kennst und lass dich in Gefühle und Erinnerungen fallen. Nach einer Trennung heißt es, man braucht die Hälfte der Beziehungszeit, um sich wieder zu fangen. Vielleicht ist das mit Partys genauso. Also plane zwei Tage ein, in denen du dir kurze Erfolgsmomente mit Routinearbeiten verschaffst oder nur im Bett rumhängst und masturbierst. Je nachdem was dir gut tut. Hauptsache du weißt: Es geht vorbei. Alles wird gut.

6: Gute-Laune-Medizin

Es gibt ein paar Hilfsmittel, um den Hangover zu bewältigen. Wir schwören auf 5HTP, das kann man sich ganz legal im Internet bestellen und es hilft deinem Serotonin-Speicher auf die Sprünge. Auch nicht schlecht: Oxytocin, auch Kuschelhormon genannt, lässt dich wieder Vertrauen in die Menschheit fassen. Entweder hast du jemanden, der eine ordentliche Dosis mit dir erkuschelt. Oder jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sich bei deinem Garbicz-Crush zu melden. Geteiltes Leid wird so wirklich zu halbem – und wenn ihr trotz schlechter Laune und Dünnhäutigkeit gemeinsam einen Kater bewältigt habt, seid ihr eventuell wirklich füreinander gemacht.

7: Plan B

Das ist dir alles zu spießig und du siehst absolut nicht ein, warum nicht immer Festival sein kann? Alles klar, dann wirf den Loop an: Treff dich mit deinen Freunden, die ebenso kamikazemäßig unterwegs sind wie du und tut einfach so, als wärt ihr immer noch in Garbicz. Zieht eure buntesten Klamotten an, lauft konsequent betrunken durch die Stadt, von Straßenmusiker zu Straßenmusiker oder Club zu Club, behandelt jeden Menschen auf eurem Weg als wäre er auch ein gutgelaunter Festival-Nomade, benutzt ausschließlich  Baustellen-Dixieklos, deinstalliert euer Warmwasser, kocht Festivalrezepte nach, benutzt eure Handys nur eine Akkuladung lang. Das zieht ihr dann einfach ein Jahr durch und schwupps: It’s Garbicz again!

 

 

Layout und Foto: Maximiliane Wittek

Text: Antonie Hänel

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