Einmal Kate Bush sein

Kate Bush Flashmob auf dem Tempelhofer Feld

Das war lustig: Der Kate-Bush-Flashmob auf dem Tempelhofer Feld hat gezeigt, dass wir alle mal dringend das Wort „albern“ überdenken und Joggen gegen Tanzen eintauschen sollten. Und sowieso mehr Kate Bush hören.

Es ist schon erstaunlich: Da hüpfen ein paar hundert Leute in roten Kleidern entrückt über das Tempelhofer Feld und die Serotonin-Ausschüttung klettert auf Fusion-Niveau.

Dafür musste man nicht mal mittanzen beim Kate-Bush-Ausdruckstanz, dabei sein reichte völlig. Mir ist die Aktion erst Samstagmittag per Zufall über die Timeline gelaufen: In der „Jeder hilft jedem“-Gruppe suchte eine Frau ein rotes Kleid für ihren Mann, der seinen 100-Kilo-schweren Körper wie Kate Bush im Wind wiegen wollte. Und wollen wir das nicht alle?

Ja, zumindest 3000 Berliner waren laut Facebook-Event daran interessiert. Und noch viel mehr auf der ganzen Welt: Das Ziel der „Ultimate Wuthering Heights Experience“ in Großstädten wie London, Montreal, Amsterdam, Tel Aviv und Sydney war es, mit so vielen Leuten wie möglich das legendäre Videos zu Bushs Debutsingle nachzutanzen. Bestenfalls sollte damit sogar ein neuer Weltrekord aufgestellt werden, aber das war Nebensache.

Berlin hatte das Event der australischen Musikerin Samantha Wareing zu verdanken. Die hatte einen Link zu dem ersten Flashmob dieser Art in Brighton von ihrem Ex-Freund erhalten, mit dem Kommentar, dass Berlin das sicher noch besser könne. Was als interner Witz begann, wurde zum Großen – und hätte mit der richtigen Promo sicher noch größer werden können. Unter den neuen Videos, die jetzt seit Tagen auf Facebook kursieren, ärgern sich die meisten, dass sie nichts davon mitbekommen hatten. Social Media, das kannst du besser!

Kate Bush in Pink
Individualität auch für Kate Bushs!

Gegen halb drei hatten sich 400 – 800 Kate-Kopien auf dem Tempelhofer Feld versammelt -die Teilnehmerzahlen widersprechen sich in den Medien enorm. Egal wie viele es waren, das mohnrote Bild  aus aufwendig gestylten Männlein und Weiblein, die noch bis zuletzt Text und Bewegungen probten, war beeindruckend. Meine männliche Begleitung verfiel schon beim Anblick der ersten mit Perücken und Lippenstift verkleideten Kate-Männer in Verzückung: „Warum hast du mir das nicht früher gesagt, ich hätte sooo gerne mitgemacht!“

Kate Bush Flashmob beginnt
Alle auf Position, es geht los!

Als sich die ganzen Kates dann um Punkt 15 Uhr in hockende Pose schmissen, hatte sich ihnen gegenüber eine Wand aus ebenso vielen Schaulustigen aufgebaut, die das Spektakel mit Handys und Kameras einfingen. Gut für euch, so könnt ihr doch noch dabei sein:

Lustig, absurd, süß, zauberhaft, grazil, ulkig und liebevoll zugleich – die Performance war eine emotionale Erfahrung, die man so gar nicht mehr gewohnt ist. Am schönsten war der „Zombie“-Move, bei dem viele einfach ineinander rannten und natürlich das Finale, bei dem dann alle völlig durchdrehten und die Gesichter vor Lachen explodierten. So eine ausgelassene Stimmung erlebt man sonst nur Montags im Club. Nüchtern auf dem Tempelhofer Feld wussten die Leute diesen Moment der Offenheit, Albernheit und Herzlichkeit aber ganz besonders zu schätzen.

Das Finale beim Kate-Bush-Flashmob
Das Finale beim Kate-Bush-Flashmob

Der Flashmob in London hatte übrigens viel weniger Teilnehmer, während Montreal das Ganze noch professioneller aufgezog – die hatten sogar richtige Boxen! Ich würde behaupten, dass die Berliner den meisten Spaß an der Sache hatten. Naja, außer diese drei hier:

Polizei beim Flashmob
Hätten auch mal einen Tanz-Flashmob nötig: Polizei

Wer da jetzt abfällig „affig!“ schreit, war 1. bestimmt nicht dabei und ist 2. garantiert der Spielverderber jeder Party. Lasst euch gesagt sein: Ich vermeide normalerweise auch alles, was mich menschlich wirken könnte, aber solche Aktionen machen einfach glücklich. Das lag zum großen Teil sicher auch an der Song-Wahl – ich bin dazu schon als kleines Mädchen mit Mama durchs Haus getanzt. Umso besser, dass jetzt noch ein paar Spaßvögel die Schönheit von Kate Bush entdeckt haben.

Lieblings-Kates
Es war uns ein Fest: Meine zwei Lieblings-Kates

Samantha Wareing beschrieb den Zauber der Aktion der „Berliner Morgenpost“ gegenüber so: „Sowas ist einfach gut für die Seele. Es ist fröhlich, albern, lustig – und befreiend!“ Recht hat sie. Beim nächsten Mal bin ich auf jeden Fall mit rotem Kleid und geübter Choreografie dabei.

Bilder & Text: Antonie Hänel

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